Wir stellen vor ... Rankweiler Hof

  • Rankweiler Hof

    In unserer Reihe "Wir stellen vor..." möchten wir Ihnen einen Einblick in den spannenden Alltag unserer Firmenkunden geben. In dieser Ausgabe haben wir uns mit unserem Firmenkunden und Gastronomen Roland Vith vom Rankweiler Hof getroffen. Er gibt uns Einblicke, wie sich ein traditionelles Gasthaus den Anforderungen der Zeit erfolgreich stellt und wie aus Wettbewerb Mitbewerb wird.  

  • Roland, seit wann wird der Rankweiler Hof von der Familie Vith geführt und was hat dich dazu bewogen, den Familienbetrieb zu übernehmen?

    • Roland Vith: Meine Eltern, die aus einer Wirtefamilie stammen, haben 1968 den Rankler Hof gepachtet. Wir vier Kinder sind quasi in der Gaststube aufgewachsen. Es war immer etwas los und ich dachte, das muss das Schönste sein, die Gäste zu unterhalten, ihnen etwas Gutes zu essen zu geben und vielleicht auch mal bei einem Geburtstagsfest die Ziehharmonika herauszunehmen und ein Stück zu spielen. Wir sahen, wie bereichernd es ist, wenn die Gäste glücklich von einem tollen Abend schwärmten. Dieses Gefühl spornte mich an und die Begeisterung hält bis heute an.

  • Vor einigen Jahren habt ihr die Öffnungszeiten angepasst. Warum war das notwendig?

    • Früher hatten wir beinahe sieben Tage die Woche geöffnet, unsere Mitarbeitenden hatten aber eine 5-Tage-Woche und wir mussten den Rest überbrücken. Das konnten wir mit der Zeit nicht mehr stemmen. Unser Betrieb ist zu klein, um eine 7-Tage-Woche zu bedienen, denn die Gäste wollen bei ihrem Besuch den Wirt oder die Wirtin sehen. Am Anfang war die Skepsis noch groß, aber mittlerweile hat es sich bewährt. Der Betrieb ist an den offenen Tagen einfach konzentrierter.

  • Ihr bietet auch Catering an. Ist das ein wichtiges Standbein für euch?

    • Ja schon. Vor Corona waren es ca. 20 % unseres Umsatzes. Die Rankweiler Gastronomen bewirten zum Beispiel abwechselnd den Vinomnasaal und wir versorgen zudem private und unternehmerische Veranstaltungen wie Hochzeiten etc. mit leckerem Essen. Für uns ist das Catering auch eine willkommene Abwechslung, die mit verschiedenen organisatorischen und logistischen Elementen versehen ist. Jedes Catering ist individuell und das macht es interessant.

  • Worauf legst du in deinem Wirtshaus besonderen Wert?

    • Wir haben immer schon regionale Produkte eingekauft und bewirtschaften auch unsere eigene Landwirtschaft und unser eigenes Wildgehege in Furx. Die Regionalität hat nicht nur seit Corona verstärkt an Bedeutung gewonnen, sondern die Menschen wünschen diese Ausrichtung und bevorzugen immer mehr Produkte aus der Region. Im Zuge dessen sind wir auch dem AMA-Gütesiegel beigetreten. Das bedeutet, wir dürfen nur von geprüften Produzenten in Österreich Waren beziehen. Im weiteren Schritt hat uns der Genussführer "Slow Food“ angefragt und wir sind ihnen beigetreten. Rankweil ist österreichweit die einzige Gemeinde, die gleich mit vier Betrieben bei Slow Food vertreten ist. Eine Veranstaltung daraus ist der jährlich stattfindende "Slow Food Spaziergang“ durch Rankweil.

  • Der Wettbewerb in Rankweil ist groß. Wie kann man trotzdem überleben?

    • Für Rankweil ist die große Dichte an Gasthäusern ein Vorteil, denn die Gäste wissen, dass man unkompliziert in einem der Wirtshäuser, die alle eine gute Wirtshauskultur leben, einen Platz und köstliches Essen bekommt. Die Gastronomen in Rankweil leben ein vorbildliches Miteinander und haben aus dem Wettbewerb ein Mitbewerb unter der Marke "zemma wirta“ gemacht.

  • Was steckt hinter dem Konzept „zemma wirta“?

    • Unsere Eltern haben das schon bei einigen Veranstaltungen wie dem Herbstmarkt so gehandhabt. Wir, sechs Gastwirte in Rankweil, haben das nun noch intensiviert. Diese Art der Zusammenarbeit ist nicht selbstverständlich in Österreich, ich wurde schon öfters von Branchenkollegen darauf angesprochen. Wir helfen uns gegenseitig und wir sehen, es profitieren alle davon - auch bei Werbemaßnahmen. Seit Corona gehen wir jeden ersten Mittwoch im Monat gemeinsam auf den Wochenmarkt. Jedes Mitglied bringt ein Menü im Glas mit, das die Marktbesucher kaufen und zuhause fertigkochen können. Auch gemeinsame Veranstaltungen wie die "zemm sessions“ kommen sehr gut bei den Menschen an.

  • Was sind deiner Meinung nach die besonderen Herausforderungen der Gastronomen?

    • Die Personalproblematik ist sicher eine große Herausforderung. Auch in unserer Branche ist es nicht leicht, gutes und vor allem motiviertes Personal zu finden. Die Kostenstruktur wird ebenfalls nicht einfacher. Weiters benötigen wir als Dienstleister bei einer stärkeren Auslastung auch mehr Personal, um die Erwartungen der Gäste gleichbleibend erfüllen zu können. Mit der Ausbildung von Lehrlingen wollen wir dem zukünftigen Fachkräftemangel entgegenwirken. Aktuell haben wir einen Lehrling im dritten Lehrjahr und im September fängt ein Lehrling in der Küche seine Ausbildung an. Das ist wichtig, denn wenn man selbst keine Lehrlinge ausbildet, darf man auch nicht erwarten, dass man irgendwann gute Fachkräfte einstellen kann. Es ist auch bereichernd, wenn man seine Fachkenntnisse an junge Menschen weitergeben kann und ihre Entwicklung verfolgt.

  • Wie sehen deine gastronomischen Pläne für die Zukunft aus?

    • Wir wollen Schritt für Schritt der Nachhaltigkeit noch mehr Bedeutung zukommen lassen. Den Menschen soll verdeutlicht werden, dass die Lebensmittel nicht geschenkt sein können und uns mehr wert sein sollen. Ein Liter Mineralwasser ist teurer als ein Liter Milch. Und wenn es eine Preiserhöhung gibt, kommt sie beim Bauern nicht an. Das gilt auch für unseren Fleischkonsum. Gute Qualität hat ihren Preis und das ist gut so. Wir Gastronomen sehen die Mitgestaltung dieser Bewusstseinsbildung als unsere Aufgabe.

  • Wie habt ihr die Corona-Krise überstanden? Hast du auch Chancen gesehen und genutzt?

    • Die fixen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnten wir dank der Kurzarbeit behalten. Wir haben rasch mit dem Take-away angefangen und das Zelt im Gastgarten aufgestellt. Die Menschen haben das Angebot und die verschiedenen Menü-Pakete zum Mitnehmen sehr gut angenommen. Wir waren per Live-Stream sogar im Fasching aktiv und haben eine Weinverkostung organisiert. Wenn man gezwungen ist, werden manche spannenden Ideen geboren, die auch nach Corona beibehalten werden.

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